Warum ich mich für einfache Sprache einsetze?

Das ist NICHT, weil ich speziell Menschen mit Lernschwäche oder Sprachbarrieren erreichen will. Dann müsste ich nämlich leichte Sprache verwenden. Sie ist für etwa 5% der Bevölkerung, nämlich Menschen mit augeprägten kognitiven oder Lernschwächen, relevant.

Ich setze mich für einfache Sprache ein, weil ich ALLE Menschen erreichen will. Einfache Sprache erreicht die große Mehrheit der Bevölkerung. Nicht alle, aber fast. Vom Mindestpensionisten zur Staatsanwältin.

Denn hier ist der Punkt: Wir alle sind nur in einer Handvoll Dinge Expert*innen. Eine Staatsanwältin mag sich gut mit Paragraphen auskennen und als Hobby tolle Vasen töpfern. Wenn es gut kommt, schafft sie es, alle 50 US-Bundesstaaten aus dem Stehgreif aufzuzählen.

Aber: von den meisten Themen auf der Welt haben wir keine bis wenig Ahnung. Und auch keine Zeit und Lust, uns tiefer damit zu beschäftigen.

Das bedeutet NICHT, dass sie uns egal sind. Ob vor unser Fenster ein fünfstöckiges Haus gestellt wird, das uns Ausblick, Privatsphäre und Sonnenschein nimmt, interessiert uns durchaus.

Nur sind unsere Tage schon gut gefüllt mit Arbeit, Staubsaugen, Freunde treffen, Yogastunde, Kinder beschäftigen, Tatort schauen und ihr wisst was noch.

Haben wir da Zeit und Lust, lange zu recherchieren, was Bauklasse 3 im öffentlichen Bebauungsplan bedeutet? Was der Unterschied zwischen Baulinie und Baufluchtlinie ist? Und wen man fragen kann, wenn man das Ganze nicht versteht?

Nein. Es ist die Aufgabe von Planer*innen und Verwaltung, diese Informationen einfach verständlich und auffindbar bereit zu stellen.

Damit die Menschen nicht in allem Expert*innen werden müssen.