Ich schätze, genau das habe ich gebraucht…

Etwas Unvernünftiges.


Als ich letztes Jahr mit der Selbstständigkeit begonnen habe, habe ich mir die pure Freiheit versprochen. Arbeiten wann, wo und was ich will.

Die Wahrheit ist: Diesen Winter bin ich in ein Loch gefallen, das tiefer ist als alles, was ich bisher kannte. Zweifel. Festgefahrene Routinen. Einsamkeit.

Ich habe den Fehler gemacht, gegen mich zu arbeiten. Ich habe Entscheidungen im Kopf getroffen, obwohl ich ein Bauchmensch bin. Ich habe mir selbst Prozesse auferlegt, die nicht zu mir passen. Ich habe meiner Intuition den Maulkorb verpasst. Ich habe Vernunft über Spaß gestellt.

Warum?
Weil man doch nur so erfolgreich wird. Right?

Neben meinen Freunden – mit fixen Jobs, Fitness-Abo, gutem Gehalt und Eigentumswohnung – stehe ich da wie Spike, Williams verrückter Mitbewohner aus Notting Hill: verpeilt, unorganisiert und ein bisschen zerzaust.

Aber die vielen schlaflosen Stunden bringen mich immer wieder auf denselben Punkt: Vielleicht bin ich das einfach. Vielleicht ist das mein Weg, Dinge zu machen. UND dabei Spaß zu haben.

Oma würde sagen: Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Und die ersten warmen Sonnenstrahlen lassen mich tatsächlich mutmaßen, dass mein Weg vielleicht doch nicht so verkehrtherum ist.

Jedenfalls habe ich das gestern getestet. Mein Spaziergang führte über einen Baustellenzaun. Zwei Meter hoch, aalglatt und mit spitzen Drähten an der Oberseite. Ich hätte die Straße entlanggehen können, aber ich wollte klettern. Mit einem Riss in der Hose und rostigen Wunden an den Händen habe es auf die andere Seite geschafft. And guess what? Es war geil, wieder mal etwas so zu machen, wie ich es eben will.