In wie vielen Sprachen sollten wir informieren?

Manche Dinge bringen mich zum Staunen. 👀

Etwa Ziegen auf Bäumen. Oder der Moment, wenn samstags um 17 Uhr Avocados noch nicht ausverkauft sind.

Neulich ging es mir wieder so: Ich stand ich inmitten einer Info-Veranstaltung für Bewohner*innen. Etwas abseits: eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter. Sie wirkten etwas verloren, also sprach ich sie an. Fragende Blicke.

Als das Mädchen etwas zu ihrer Mutter sagte, wurde klar: Sie sprachen eine andere Sprache. Thai? Chinesisch? Japanisch? Ich bot Englisch an, bekam aber wieder nur fragende Blicke.

Gerade als ich begann, mit Händen und Füßen zu deuten und hektisch nach der Übersetzungsapp kramte, fiel unsere neue Praktikantin vom Himmel: In fließendem Mandarin begann sie, alles zu erklären 😮 (wie sich herausstellte, hatte sie ein Jahr lang in China studiert).

Gut zehn Minuten unterhielt sie sich mit der Dame, beantwortete ihre Fragen und zeigte ihr die Pläne. Die Dame freute sich über die Informationen.



👉👉 Was bedeutet das für uns Planer*innen?

🌐 Angenommen, 180 verschiedene Nationen leben in Wien (tun sie nämlich). In Berlin sind es noch mehr.

Sie alle gehören zu jener Öffentlichkeit, die wir Stadtplaner*innen erreichen wollen. Aber alle Informationen in 180 oder so Sprachen bereit zu stellen, würde den Aufwand einer Mond-Mission übersteigen.

Was können wir also tun, um dennoch möglichst Vielen eine Teilnahme zu ermöglichen? Mein Spickzettel im Ärmel schlägt Folgendes vor:



✅ Recherchieren, welche Sprachen im Gebiet am häufigsten vorkommen. Damit können wir uns schon mal auf die meist-gesprochenen konzentrieren.


✅ Im Team fragen, wer multilingual ist: Oft sind unsere Teams ein Mikro-Abbild der Sprachen-Landschaft in unserer Region. Bei Veranstaltungen können mehrsprachige Kolleg*innen Ansprechpartner in ihren jeweiligen Sprachen sein.


✅ Multiplikator*innen einladen: Sind besonders viele Leute einer speziellen Community unsere Zielgruppe, können Multiplikator*innen (etwa Geschäftsinhaber*innen, NGOs oder gut vernetzte Personen aus der Community) als Kontaktperson und Übersetzer*innen fungieren.


✅ KI nützen: Nie war es leichter, Texte live am Handy zu übersetzen! Etliche Sprachen funktionieren für unsere Zwecke schon ziemlich gut. Im Zweifel: Lieber auf Details verzichten, als Menschen ganz auszuschließen.


✅ Grafiken nützen: Icons, Bilder und Illustrationen sind sprachübergreifend verständlich. Und: Sie peppen Inhalte auf und machen Dinge (auch in der Erstsprache) leichter verständlich.



Und zu guter Letzt: Zurücklehnen. 😎 Selbst wenn eine Information in 180 Sprachen verfügbar ist, erreichen wir nicht alle Menschen. Nicht alle Altersgruppen. Nicht alle Bildungsstufen. Nicht die eine IsiXhosa-sprachige Person in der Stadt.

Ist auch gar nicht notwendig. Wichtiger ist es, offen zu sein und allen Menschen – egal wie – zu zeigen, dass auch ihre Teilnahme zählt. 👍

Habe ich etwas vergessen?