Kann ein Text für die Öffentlichkeit und die Fachöffentlichkeit zugleich sein?
Diese Frage haben wir bei meinem letzten Workshop diskutiert.
Denn es gibt sie zuhauf: Websites und Broschüren, bei denen sich niemand überlegt hat: Für wen ist das eigentlich?
Der Haken daran: Wenn wir alle erreichen wollen, erreichen wir niemanden.
Fachleute denken, der Text ist für Laien. Und umgekehrt. Für die einen ist der Inhalt zu banal, für die anderen zu komplex. Keiner fühlt sich angesprochen. Und das schöne Werk landet im Mist.
Wie also vorgehen?
Wir haben das im Workshop anhand eines städtebaulichen Leitbildes probiert. Im Leitbild steht, wie sich ein Stadtteil über die nächsten 10 Jahre oder so verändern soll. Grundsätzlich schon mal schwere Kost für Laien. Aber als 50-seitige Broschüre vollkommen ungeeignet.
(… oder würdest du genüsslich Sonntag abends im Gesundheitsleitbild des Sozialministeriums schmökern? Eben.)
Wie kann man dennoch die relevanten Informationen an Bewohner*innen bringen?
1) Teile den Inhalt in kleine Häppchen. 🍡
Mache einen eigenen Beitrag zu jedem Kapitel. Kurze, knackige Texte werden gerne gelesen und machen Lust aufs Weiterstöbern!
2) Sei konkret und meide Fachsprache: 🎯
Die Menschen wissen nicht, was ein „Leitbild“ ist. Sie können sich nicht vorstellen, wie konkret ein „Konzept“ eigentlich ist. Vermeide solche Begriffe und beschreibe stattdessen auf den Punkt, was für sie relevant ist.
3) Erzähl´s als Geschichte: 🤗
An manchen Fachbegriffen kommen wir bei aller Liebe nicht vorbei. Aber anstatt Sachen wie „Flächenwidmungsplan“ à la Duden zu erklären, kann man die Geschichte vom Bewohner Willi erzählen, der herausfinden will, wie hoch das neue Haus gegenüber wird. Das macht aus technischen Passagen leicht erfassbare Information.
👉 Zusammengefasst: Entscheide dich, für welche Zielgruppe du schreibst. Die Öffentlichkeit braucht ganz andere Texte als Expert*innen. Erst wenn du diese Unterscheidung machst, wird dein Text von allen gelesen.
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„Der Workshop hat mir einen echten Perspektivwechsel ermöglicht: Wen will ich eigentlich erreichen – und wie betrifft mein Thema diese Menschen konkret im Alltag? Diese Fragen nehme ich mit in jedes neue Projekt.“
– Nora, Geographin
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PS: Ich tüftle gerade an einem neuen Workshop: “Tell me more: Komplexes als Geschichten erzählen“ (Arbeitstitel). Hättest du daran Interesse? Im Sommer geht´s los! Mehr Infos in Kürze. Ich zapple vor Begeisterung!!! 🤩🤩🤩